Eine Empfehlung eines Freundes führt uns am Sonntag in Richtung Süden – diesmal allerdings zur Abwechslung mal nicht an die Weinstraße, sondern nach Gralla ins Restaurant Murnockerl. Vorsorglich reserviere ich einige Tage vorab telefonisch einen Tisch für zwei Personen, der erste Eindruck ist se...Mehr anzeigenEine Empfehlung eines Freundes führt uns am Sonntag in Richtung Süden – diesmal allerdings zur Abwechslung mal nicht an die Weinstraße, sondern nach Gralla ins Restaurant Murnockerl. Vorsorglich reserviere ich einige Tage vorab telefonisch einen Tisch für zwei Personen, der erste Eindruck ist sehr professionell und freundlich.
Dank meinem bockigen Navi kommen wir eine gute Viertelstunde später als geplant am Ziel an. Ein größerer, unbefestigter Parkplatz liegt direkt gegenüber vom Restaurant. Das Gebäude wirkt gemütlich, am Eingangsbereich außen sind allerlei Auszeichnungen stolz, aber nicht protzig angebracht.
Durch die blaue Eingangstüre geht’s in einen kleinen Eingangsbereich mit allerlei Informationsmaterial vom Lokal und der Region, nach einer weiteren Glastür beginnt der Gastbereich. Direkt nach dieser Türe werden wir vom Kellner sehr persönlich mit Handschlag begrüßt und an einen vorbereiteten Tisch begleitet. Wir merken, dass wir uns im Raucherbereich befinden, ich hatte bei meiner Reservierung nicht erwähnt, dass wir lieber im NR Bereich sitzen möchten.
Der aufmerksame Kellner bemerkt die Situation und bietet uns sofort und ohne, dass wir nachfragen (können) einen Tisch im Nichtraucherbereich an. Das Angebot nehmen wir gerne an und folgen in den ersten Stock, der den NR Bereich beherbergt.
Oben angekommen nimmt uns der Chef in Empfang, wiederum werden wir sehr freundlich und mit Handschlag begrüßt und letztendlich zu unserem Tisch geführt. Schnell wird noch eine Vase mit Rose am Tisch platziert und wir bekommen die Speisekarten.
Die Karte liest sich sehr vielversprechend und bietet gehoben, bodenständige Küche mit Trüffel-Schwerpunkt. Der Chef schlägt uns ein Glas Junker als Aperitif vor, das wir sehr gerne annehmen. Im Service werkt zusätzlich ein junger Mann, der trotz seines Alters sehr aufmerksam und professionell agiert, der Chef ist sehr präsent und nahe am Gast.
Kurz vor dem Junker, der mit einer Karaffe Leitungswasser ohne Verrechnung serviert wird, bekommen wir das Gedeck (Euro 3,40), bestehend aus drei Sorten hausgemachtem Brot sowie getrüffeltem Frischkäse, eingelegtem Paprika aus dem eigenen Garten und einem Basilikumöl. Ein sehr angenehmer Start, der Gruß aus der Küche kommt uns fast ein wenig zu rasch.
Terrine vom Perlhuhn mit Paprika-Mus und Granatapfel. Ein sehr geschmackvoller kleiner Happen, die Terrine selbst schmeckt sehr fein gewürzt, der Granatapfel ist dazu ein frischer Gegenpart.
Neben uns sind rund zehn weitere Gäste anwesend, im Raucherbereich vermuten wir eine ähnliche Anzahl. Das Ambiente ist gemütlich, die Dachschräge und der teilweise freiliegende Dachstuhl erzeugen ein wohnliches Gefühl. Die Tische sind mit (Kunst)Leder bezogen und für zwei Gäste angenehm groß bemessen.
Es geht in ähnlich hoher Schlagzahl weiter, wir bekommen kurz danach unsere Vorspeisen.
Hausgemachte Rindssuppe mit Lungenstrudel (Euro 3,40). Drei Stück Lungenstrudel kommen im breitkrempigen Teller, die Einlage ist sehr geschmackvoll und gut gewürzt. Die Suppe selbst verspricht optisch viel Geschmack, ist aber etwas lind.
Trüffelschaumsuppe mit frischem Wintertrüffel (Euro 5,20). Der Teller kommt mit einem kleinen Gupferl Schlag mit einer dünnen Scheibe Trüffel, die Suppe selbst wird erst bei Tisch zugegossen. Das Gericht ist zum reinlegen gut – wohl eine der besten Cremesuppen, die ich seit Langem gegessen habe. Unbestritten sehr gehaltvoll aber trotzdem luftig, mit exzellentem Trüffelaroma. Besser kann man die Suppe denke ich nicht zubereiten.
Wir sind nach der Vorspeise sehr beeindruckt und freuen uns auf die weiteren Gänge. Auf die heißt es nun gut eine halbe Stunde warten, was uns zwar auffällt, aber nicht weiter stört.
Feine Scheiben vom gebratenen Kalbsrücken an Trüffelrahmnudeln mit frischem Trüffel (Euro 24,90). Serviert wird ein sehr schön gestalteter Teller, wobei die Form der Scheiben vom Kalbsrücken ein wenig überraschen. Sie wurden einzeln gebraten und nicht wie erwartet im Ganzen zubereitet und dann tranchiert, geschmacklich sind sie trotzdem sehr gut und zart. Die Trüffelnudeln sind augenscheinlich hausgemacht und als kleiner Hügel angerichtet, auf dem der Kalbsrücken drapiert ist. Der frische Trüffel wird "publikumswirksam" direkt vor dem Gast über das Gericht gehobelt. Das Gericht begeistert geschmacklich, als einziger kleiner Kritikpunkt ist anzuführen, dass die Komponenten nicht mehr wirklich heiß sind, als sie serviert werden.
Im Ganzen gebratenes Filet vom Wildschwein an getrüffelten Polentanockerl, warmes Schwammerlpesto und frischem Trüffel (Euro 21,90). Auch dieser Teller kommt sehr schön arrangiert, die Basis bilden die Polentanockerln, die einzeln gebraten sind. Darüber das Wildschweinfilet, perfekt gebraten und mit dem typischen Wildgeschmack. Das Schwammerlpesto besteht aus klein geschnittenem, glasig gedünsteten Zwiebel und ebenso klein geschnittenen Pilzen. Passt nicht schlecht zum Wild, ist aber ebenfalls schon etwas ausgekühlt. Die separat gereichte Sauce ist sehr intensiv und rundet das Gericht perfekt ab.
Vorneweg besprechen wir mit dem Chef die Weinbegleitung – sein Empfehlung trifft mit einem Glas Merlot (Euro 4,40) und einem Glas Zweigelt (Weingut Pilch, Euro 3,50) genau unseren Geschmack.
Abserviert wird mit aufmerksamer Nachfrage, Wasser wird regelmäßig nachgebracht, wir fühlen uns sehr gut aufgehoben.
Eigentlich sind wir satt, es ist lediglich die Neugierde, die uns noch in die Nachspeisenkarte schauen lässt. Wir entscheiden uns sozusagen als Kompromiss für ein gemeinsames Dessert, Fr. bluesky nimmt noch einen Espresso (Euro 2,10) dazu.
Überraschend lange müssen wir auf die Steirertorte (Euro 4,50) warten, zumindest optisch hat sich die Wartezeit gelohnt. Der Teller ist nett mit Früchten und wie könnte es bei einer Steirertorte auch anders sein mit etwas Kernöl garniert. Geschmacklich sind wir nicht so ganz überzeugt, denn der Kuchen ist relativ stichfest – wir vermuten, dass er eingefroren und aufgetaut war. Alles in allem ein optisch netter, aber vom Geschmack her nicht ganz optimaler Abschluss, der an die Qualität der Hauptspeisen nicht heranreicht.
Die Rechnung wird auf unseren Wunsch hin gebracht – in Summe bezahlen wir knapp über 80 Euro, gefühlt für das Gebotene sehr fair.
Zum Fazit: Das Ambiente ist sehr gemütlich und nett, wir haben uns wohl gefühlt, auch wenn die Beleuchtung ein wenig heller hätte sein können. Das Service war sehr aufmerksam und zuvorkommend. Trotz der Professionalität wurde nicht auf die Herzlichkeit vergessen. Die von uns gegessenen Speisen waren durchwegs sehr gut bis ausgezeichnet, lediglich die Nachspeise trübte das Bild ein wenig. Trüffelliebhaber kommen voll auf ihre Kosten, wir werden in jedem Fall zu passender Gelegenheit wiederkommen.
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