Freitagabend – ein Treffen mit lieben Freunden. Die Herausforderung im Vorfeld ist es, ein Restaurant zu finden, das für alle noch unbekannt und einigermaßen gut erreichbar ist. Nach einiger Recherche erweist sich das NullNeun als optimaler Treffpunkt, der Tisch wird online reserviert.
Wir sin...Mehr anzeigenFreitagabend – ein Treffen mit lieben Freunden. Die Herausforderung im Vorfeld ist es, ein Restaurant zu finden, das für alle noch unbekannt und einigermaßen gut erreichbar ist. Nach einiger Recherche erweist sich das NullNeun als optimaler Treffpunkt, der Tisch wird online reserviert.
Wir sind ein wenig früher beim Lokal und nutzen die Minuten, um einige Bilder vom architektonisch sehr außergewöhnlichen Gebäude zu machen. Das Lokal befindet sich im Pachleitner Headquarter direkt am Autobahnzubringer Graz unweit der UPC Arena. Bisher kannte ich das schwarze, verglaste Gebäude immer nur von der Vorderseite, die Rückseite ist fast noch beeindruckender und bietet einen vom Verkehrslärm völlig abgeschotteten Bereich mit ausreichend Kundenparkplätzen.
Im Lokal angekommen wenden wir uns an die jüngere Servicedame hinter der Bar mit der Frage nach unserer Reservierung. Das Reservierungsbuch scheint eines mit sieben Siegeln zu sein, sicherheitshalber wird der Kollege geholt, der dann die richtige Eintragung identifiziert und uns an den Tisch begleitet.
Der Tisch ist sehr schön und stimmig eingedeckt, die Kerzen am Leuchter sind schon entzündet. Sehenswert sind neben der generell hochwertigen Innenausstattung die futuristische Deckenbeleuchtung und die raumhohe Abtrennung zum Pachleitner Flagshipstore, in der die angesagtesten Brillenmodelle zu den Öffnungszeiten begutachtet werden können.
Das Service besteht an diesem Abend aus den beiden bereits erwähnten Kräften – zumindest ein weiterer Mitarbeiter hätte die hohe Arbeitslast ein wenig reduziert. Außer uns ist ein weiterer Achter- und Vierertisch eingedeckt, die Gäste sind mittleren Alters, und hinterlassen rein optisch ein gewisses Understatement. In einem durch die Bar leicht abgeschotteten Extrabereich feiert eine Familie mit rund 20 Personen einen Geburtstag.
Nachdem alle aus unserer Runde eingetroffen sind, werden wir nochmals sehr freundlich vom jungen Herrn begrüßt und zwei dicke, ledergebundene Bücher mit den handgeschriebenen Speisekarten überreicht. Weitere Karten auf hochwertigem Papier gibt’s ebenfalls, die Tagesspezialitäten werden mündlich angepriesen.
Man gibt uns die Zeit die wir zur Auswahl brauchen, unsere Wünsche werden danach sehr professionell aufgenommen und für den vegetarischen Mitesser mit Spinat-Aversion ein spezielles Gericht zusammengestellt.
Bei den Getränken wechseln wir nach der Aperitif-Runde auf Wein, der am Tisch stirnseitig im eisgekühlten Kübel abgestellt und regelmäßig nachgeschenkt wird.
Es dauert ein wenig, bis zwei Körbe mit Brot (hell und dunkel, beides frisch und geschmacklich gut, aber nicht außergewöhnlich) sowie eine kleine Holzschachtel mit Olivenöl, einem Liptauer und getrockneten Tomaten und Oliven eingestellt werden.
Das Service ist mit dem Gedeck ein wenig spät dran, denn nur unwesentlich später kommt schon der Gruß aus der Küche: „Misogemüse mit Shrimps“. Serviert werden moderne, breitkrempige Teller mit einer kleinen Portion knackigem Gemüse in einer geschmacklich intensiven, dünnflüssigen Sauce und zwei kleinen Shrimps – ein vielversprechender Start.
Bei der Vorspeise halten sich Fr. bluesky und ich an die Spezialität des Tages: Bärlauchcremesuppe mit Rohschinken. Es begegnen uns wieder die modernen Teller, die wir schon bei der Vorspeise kennengelernt hatten. Die Suppe ist schaumig aufgemixt und geschmacklich gut, ein wenig geht das Bärlaucharoma verloren neben dem etwas intensiven aber exzellenten Schinken, der am Tellerrand drapiert ist. Auch die anderen Vorspeisen kommen recht gut an, das Beef Tartare wird als zu wenig gewürzt beschrieben.
Bis zum Hauptgang vergeht eine knappe Stunde, die sich in angenehmer Runde gut überbrücken lässt, gefühlt für mich aber an der oberen Grenze liegt.
Fr. bluesky hat sich auch beim Hauptgang für die Tagesempfehlung entschieden – Branzinofilet auf grünem Spargel und Cremepolenta. Das Fischfilet ist sehr gut angebraten, cross an der Hautseite, innen saftig. Der Spargel ist knackig und macht schon Lust auf die bevorstehende Saison, der Cremepolenta macht seinem Namen alle Ehre und ist gut abgeschmeckt.
Meine Wahl fiel auf das Entrecote mit cremigem Limetten-Spinat und Ofenkartoffel. Das Gericht wurde optisch hervorragend präsentiert, die Ofenkartoffel ist eingewickelt in Alufolie, die in Form eines kleinen Schwanes gebracht wurde, das Fleisch schräg aufgeschnitten und medium wie bestellt, der Cremespinat ist eigentlich ein Blattspinat und liegt versteckt unter dem Fleisch. Geschmacklich kann das Gericht leider nicht ganz mit der Optik mithalten. Der Spinat war gut, aber sehr lind, die Ofenkartoffel so wie man sie erwarten kann. Das Fleisch war leider nur teilweise zart, die Fettschichte war vergleichsweise groß und nahm fast 30% des Stückes ein. Schön für den, der das mag, bei mir reduziert das leider den Genußfaktor.
Einige hatten noch Lust auf Kaffee und eine Nachspeise, die wiederum gut eine Stunde auf sich warten ließ.
Fr. bluesky war nach gebackenen Nougatknödeln mit Passionsfruchtmousse. Optisch ein Highlight – am länglichen Glasteller finden sich sehr nett arrangiert drei gebackene Knöderln, abwechselnd mit dem kegelig geformten Passionsfruchtmousse und Früchten. Geschmacklich waren die Knöderln gut, allerdings mit sehr wenig Nougat gefüllt, die Mousse war fruchtig und frisch im Geschmack, ein guter Abschluss.
Nach kurzer Rast begleichen wir die Rechnung, auf der gute 200 Euro stehen.
Zum Fazit: Das Ambiente ist wirklich sehenswert, die Ausstattung hochwertig. Auch am Weg zu den Toiletten findet sich so manches architektonische oder andere Highlight. Das Service war unterschiedlich – der junge Mann war sehr aufmerksam und höflich, offenkundig vom Fach, die junge Dame war nett, aber mit einigem Potential nach oben. Generell hätte an diesem Abend eine weitere Kraft im Service gut getan. Die von uns gegessenen Speisen waren von sehr unterschiedlicher Qualität, aber auf etwas höherem Niveau. Fisch und Meeresfrüche scheinen dem Koch etwas mehr zu liegen, diese Gerichte sind bei uns durchwegs besser angekommen, beim Fleisch hätte ich mir etwas mehr erwartet. Generell ist das Lokal aber eine Empfehlung – man sollte ausreichend Zeit mitbringen.
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Vielen Dank