Schon lange tauchte Mühltalhof wo Vater & Sohn Rachinger grandios kochen sollen auf unserem Wunschzettel auf. Jetzt endlich ergab sich die Gelegenheit: Vor einem Konzert auf der Burg Clam (wunderbare Konzertlocation übrigens) verbrachten wir 2 Nächte am Mühltalhof.
Die Location an sich ist gro...Mehr anzeigenSchon lange tauchte Mühltalhof wo Vater & Sohn Rachinger grandios kochen sollen auf unserem Wunschzettel auf. Jetzt endlich ergab sich die Gelegenheit: Vor einem Konzert auf der Burg Clam (wunderbare Konzertlocation übrigens) verbrachten wir 2 Nächte am Mühltalhof.
Die Location an sich ist großartig, direkt an der Mühl gelegen, in einem Tal unterhalb von Neufelden, eine halbe Stunde von Linz entfernt. Schade nur, dass zu unserem Zeitpunkt der große Regen einsetzte und kaum die Sonne zu sehen war, sowie die Mühl Hochwasser führte. Die Zimmer sind ganz sicher Geschmackssache (im derzeit so hippen Vintage-Shabby-Chick), wir haben uns aber sehr, sehr wohl gefühlt, vor Allem das Service hat uns begeistert.
Bei unserer Pauschale hatten wir jeweils am Abend ein 4 Gang Menü dabei, wir stockten an einem Abend auf das 6 Gang Carte Blanche Menü mit Weinbegleitung auf, laut Internet wird dieses um € 123,00 pro Nase angeboten, ein durchaus gerechtfertiger Preis.
Nun aber direkt zum Menü:
1) Forellenconsommé x Bauch x Backerl
Als erster Gruß aus der Küche eine Forellensonsommé, sehr sehr aromatisch mit zarten Forellenbackerl und wie in Salz frittierten Forellenbauch. Ein kleiner aber sehr erfreulicher Gang
2) Hausgebackenes Saurteig und Erdäpfelbrot, Buttermilchbutter x Topfen
Die obligatorische Brotauswahl, Brot war hausgemacht und sehr fluffig, Topfen gut, ebenso die Buttermilchbutter, gutes Brot mit Aufstrichen halt
3) Lachsforelle x Karotte x Taglilien
Lachsforelle von sehr guter Qualität und schön zart, der Karottensud dazu hat perfekt gepasst (wir konnten auch nicht widerstehen den Rest auszuschlürfen...), die Taglilien für uns geschmacklich eher nicht wahrnehmbar. Ein sehr guter Fischgang, dazu wurde ein Deidesheimer Riesling 2014 von Winning serviert, passte hervorragend
4) Blunz'n x Sauerampfer x Rhababerjus x Kraut
Bei Blunz'n scheiden sich bekanntlich die Geister und ja, so genau darf man bei der Herstellung nicht hinsehen, ich jedenfalls bin ein echter Blunz'n Fan und dies war ganz sicher einer der beeindruckendsten Blunz'n Gerichten die ich jemals gegessen habe: Zwei kleine Blunz'n Blöcke, wunderbar knusprig herausgebraten, fein geschnittenes und schön mariniertes Kraut, dazu aber vor Allem ein perfekt abgestimmter süß-säuerlicher Rhababerjus, der dieses Gericht vollendete. Einfach großartig. Dazu wurde uns ("der beste Blunz'n-Wein") ein Grüner Veltliner Leidenschaft 2013 vom Weingut Martin & Anna Arndorfer serviert: Ich bin kein wirklicher GV Fan, aber dieser Wein hatte soviel Kraft und Aromen, dass er es locker mit der Blunz'n aufnehmen konnte. Gericht und Wein kombiniert, für mich wahrscheinlich eines der spannendsten Gerichte seit Langem!
5) Reinanke x Paradeiser x Fenchel x Dille
Der Mühltalhof ist einer der wenigen Restaurants die von irgendeinem besonderen Fischgut (sorry, Name verloren gegangen) Reinanke beziehen. Diese wurde gebraten und mit einer Beilage aus kleinen Paradeisern, Fenchel und Dille serviert. Der Fisch an sich war zwar schön gebraten, hat mich aber nicht allzusehr überzeugt. Die Beilage dafür großartig: Die Paradeiser wunderbar süß aromatisch (müssen in irgendeiner Form auch mariniert worden sein), dazu der Fenchel und die Dille: Eine tolle Kombi. Dazu gereicht wurde ein SB Koarriegel 2014 von Chrstoph Heissenberger, wieder eine sehr gute Wahl, pure Stachelbeere, großartig harmonisch.
6) Boeuf Mühlviertel x Beried x Ochsenschlepp x Schnittlauch x Lauch x Knoblauch
Ein schön gebratenes Stück Beiried, mit einigen Beilagen: gebackener Ochsenschlepp, Schnittlauchsauce, grobe Pommes Frittes, gebratener Lauch und Knoblauch. Das Fleisch war zwar am Punkt gebraten, habe aber schon mal zartere Beiriedstücke gegessen und ich kann mich zwar täuschen, aber für mein Gefühl schon einen Hauch zu kühl das Gericht, möglicherweise nicht sofort serviert, meine Begleitung hatte den Eindruck allerdings nicht. Die Beilagen waren durchwegs solid, vor allem panierter Ochsenschlepp hervorragend. In Summe ein sehr gutes Gericht, aber ganz sicher nicht das Highlight des heutigen Abends. Schon eher Aufregend war der Wein dazu: Ein roter Veltliner Reisenthal Botega 2013 vom Weingut Mantlerhof. Ja, ein Weißer zu Rind. Hat auch uns überrascht, war aber ähnlich einem Roten ausgebaut und passte damit perfekt zu diesem Gericht, die Weinüberraschung des Abends!
7) Sorbet von Sauerkleeblüte mit Chili
Ein Zwischengang zum Abkühlen, schöne Süße und im Abgang dann ganz schön kräftige Schärfe. Solid, aber nichts super Aufregendes
8) Mühlviertler Granit x Birne x Graumohn x Essig
Fein gewürfelte und marinierte Birne ähnlich einem Lachstartare angerichtet, darauf eine Graumohncreme, darüber eine zarte Schicht Zucker und Kohle. Wow! Ein wunderbares Desert! Die frischen süßen Birnen, darüber der Graumohn, dazu der dezente Kohlegeschmack. Eines dieser Desserts die man nicht so schnell vergißt! Dazu ein Grauburgunder Auslese Sausal 2013 vom Weingut Gerngross
Und damit hatten wir es geschafft. In Summe wunderbar was hier gebastelt wird: Alle Gänge geschmacklich hervorragend, einige wirklich unvergessliche Gerichte dabei. Was uns aber besonders begeistert hat war die Weinbegleitung, die sich durch die Bank abseits der bekannten Klassiker bewegt hat und nachdem unser Sommelier bemerkt hat, dass wir auch gerne etwas experimentierfreudiger sind, hat sie einfach die vorgegebene Weinbegleitung verlassen und eigene, sehr persönliche, teils ungewöhnliche Weine serviert, wobei wir jeden Wein zuvor kurz kosten durften. Für mich ganz sicher eine der besten und vor Allem mutigsten Weinbegleitungen seit Langem!
Nicht unerwähnt möchte ich auch mein Highlight vom Vorabend lassen: Milchkalb im Heu, Karfiol, Molke, Holunder: Das Kalb natürlich perfekt gebraten und wunderbar rosa, aber die Beilage schlicht und ergreifend ein Traum: Karfiol mit der Süße des Hollunder und der Säure der Molke, wirklich unvergesslich!
Zur Atmosphäre ist noch zu sagen: Es gibt die Galerie, ein verglaster Raum mit wunderbarem Blick auf die Mühl und sehr schöner Atmosphäre. Es gibt aber auch den Nebenraum (hauptsächlich für Hotelgäste?), der nicht ungepflegt, aber doch sehr rustikal und älter ist. Nachdem wir persönlich den moderneren Look bevorzugen, haben wir gebeten am zweiten Abend in der Galerie einen Platz zu bekommen, was dann auch problemlos geklappt hat (obwohl Freitag und ziemlich voll). Das nur als Tipp.
Ansonsten ein paar wunderbare Tage, wir werden ganz sicher wieder kommen!
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Schöne und aussagekräftige Bewertung, vielen Dank für den Einblick in das Lokal!