Ich liebe die Salzburger Altstadt. Vor allem die kleinen, versteckten Winkel fernab der Touristenströme sind schon ganz was Besonderes.
Dabei ist die gefühlt längste Gasse der Stadt, die Steingasse, wohl eine der entzückendsten. Kühn in den Fels hineingebaute, schräg aufsteigende Fassaden, in...Mehr anzeigenIch liebe die Salzburger Altstadt. Vor allem die kleinen, versteckten Winkel fernab der Touristenströme sind schon ganz was Besonderes.
Dabei ist die gefühlt längste Gasse der Stadt, die Steingasse, wohl eine der entzückendsten. Kühn in den Fels hineingebaute, schräg aufsteigende Fassaden, ineinander verschachtelte Häuser.
Und: kaum jemand scheint sich hierher zu verirren.
Wer bei „Maiers“ vorbeischauen will, muss also schon wirklich wissen, wo er hinwill.
Denn das Lokal selbst übt sich auch noch einmal in Bescheidenheit und Zurückhaltung, was den äußeren Auftritt angeht. Auf Laufkundschaft verlässt man sich hier also nicht.
Das einfache Schild und ein Blick durch die kleinen Fenster verraten, dass da drin was los ist.
Drei Anrufe später bekomme ich einen Platz. Wirklich einen. Denn das Lokal ist proppenvoll. Und ordentlich in Rauch gehüllt.
Für alle Raucher: paradiesische Zustände!
Für alle Nichtraucher: bei den Tischen selbst scheint die Luft erträglich zu sein, an der Bar und den Stehtischen gilt Nebelschwadengarantie, die Lüftungsrohre haben keine Chance, den Qualm aus dem beeindruckend direkt in den Fels hineingebauten Lokal rauszubefördern.
Aber gut – ich hab mir das selbst eingebrockt und ich will ja vor allem mal wissen, wie man hier isst, irgendwas sagt mir, dass die Raucher nicht der alleinige Grund sein können, warum hier alles voll ist.
Das sind die Wirtsleute: das Ehepaar Maier, gar nicht mal Salzburger, sondern was ich gehört habe sogar Kärntner. Selbst beide Raucher – also hier sind die Raucher eindeutig unter sich, so sei es, ich gebe mich geschlagen.
Der junge Herr im Service ist eindeutig ein Steirer, aber ein waschechter!
Salopp-freundlich, „a kamoter Haxn“, der an jenem Abend ordentlich zu tun hat. Außer ihm sind nur die beiden Chefleute zwischen Küche und Schank unterwegs. Das wird knapp.
Ein Gruß aus der Küche, von Frau Chefin gebracht: ein „Obatzter“, der bayrische „Wiesn“-Aufstrich Nummer 1.
Als Halbsalzburger und Nichtbayer eine Premiere für mich – ich zweifle ein wenig ob der geruchstechnischen Mischung aus „Miachtlkas“ und „Zwiefei“.
Dazu ein Brot, das offenbar dafür erfunden worden sein muss: eine Art „gebleichtes Laugenstangerl“, goldgelb glänzend und wunderbar im frisch-gummigen Biss. Wenn Weißbrot, dann so eines.
Der „Obatzte“ ist ein Suchtmittel! Frau Chefin schiebt’s meinem Hunger zu, doch das glaube ich nicht. Nächstes Mal wieder so nett sein, danke!
Die Kartoffel-Lauch-Suppe wird serviert. Oh ja, schmeckt wie daheim! Schön cremig, leichte, nicht erschlagende Würze, da schmeckst du noch die Erdapferln raus!
Kleiner Fauxpas: Offensichtlich wurde das zu Beginn georderte Carpaccio vergessen. Also kommt gleich der Hauptgang:
Hirschlaibchen mit Rahmkohlrabi und Erdäpfelstampf. Wieder wunderbar einfach und einfach wunderbar! Würzig-ehrliche Laberln im molligen Safterl, der Kartoffelstampf ohne billig-fade Knollen und der Kohlrabi mit dem richtigen Biss, dass es noch knackt beim Beißen, die Sauce vielleicht ein bisschen zu sehr eingedickt.
Man entschuldigt sich für den vergessenen Zwischengang: Nachspeise auf’s Haus.
Topfennockerl mit Preiselbeerschaum, die kommen allerdings eher indifferent daher. Sie sind zwar nicht zerkocht, aber irgendwie ein bisschen wässrig, ein Priserl Salz, vor allem im Kochwasser, fehlt meiner Meinung nach auch.
Der Preiselbeerschlag kann das dann auch nicht mehr so richtig wettmachen.
Wein: ein Grüner Veltliner und ein Blaufränker sind absolut in Ordnung.
Zusammenfassung: das vergessene Carpaccio probiere ich beim nächsten Mal, eventuell auch die hier hochgelobten Steaks.
Die gehobene Wirtshausküche hat hier bombig funktioniert, die Wirtsleute mögen ihren Job und ihr Lokal sichtlich – die Stammgäste sowieso.
Ambientemäßig gibt’s für Frischluftfreunde deutliche Abzüge – also eine 2 - für Raucher gibt’s hier aber zumindest rund um die Bar keine Einschränkungen, hier darf dem Genussmittel noch uneingeschränkt gefrönt werden - also eher schon eine 4.
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*hust hust* Danke! ... und kein bisschen müde! ;-)