Das Jetzt
Bewertungen
Man betritt das Lokal über eine große Doppelflügeltür und muss sich sogleich entscheiden, ob man links (Raucherbereich) oder rechts (Nichtraucherbereich) gehen möchte. Wir gingen links - natürlich - und nahmen Platz an der einladenden Bar. Einladend deshalb, weil sie durch die verschiedenen aufgestellten Flaschen, Gläser und Lichter sehr bunt wirkt und das schwarz der Einrichtung hebt die Bar schön in den Vordergrund. Groß ist sie nicht, die Bar, aber es können an die zehn Leute drumherum sitzen. Obwohl im Raucherbereich war die Luft nicht sehr schlecht. Also kein Luft schneiden oder so. Und es war doch alles besetzt wie wir dort waren. Klar, es riecht nicht nach Rosen (wie auch?), aber ich war schon in weit schlimmeren Raucherlokalen.
Die Kellnerin kam flott und sehr freundlich in ihrer Art. Wir bestellten einen Glögg (nordische Glühweinvariante mit Mandelstiften und Rosinen) und eine Blood Mary. Der Glögg schmeckte meiner Freundin sehr gut, sie bestellte mit extra viel Einlage und bekam diese auch. Glücklich gelöffelt war das Häferl bald leer (ich kostete noch schnell, bevors zu spät war) und auch bei mir brauchte es nicht viel Zeit, das Glas zu leeren.
Ich bin ein Tomatensaft-mit-Vodka-Junkie. Seit Hamburg liebe ich "Mexikaner"-Shots, die ich immer daheim anmische und daher sehr verwöhnt bin (ich mixe ja so lange, bis es für mich perfekt schmeckt ;)). Normalerweise muss ich an der Bloody Mary noch herumfeilen, bestelle mir Tabasco oder mehr Zitronensaft oder Salz oder Zucker nach dem ersten Schluck. Doch der Jetzt'sche Tomatentrunk hat für mich perfekt geschmeckt.
Die zweite Runde war ein Shot mit Ingwer - Ingwerinho, Ingwerini,... ich weiß den Namen nicht mehr ;) - der schön intensiv, aber nicht zu alkoholisch schmeckte. Runter damit. Und dann ein Newcastle Brown Ale und ein Snakebite. Kam sofort, frisch, kalt. Gut. Nix zu meckern.
Da sich doch ein wenig Hunger bei uns eingeschlichten hatte, durchstöberten wir die aktuelle Speisekarte und fanden neben Gulasch, Orientalischem Eintopf, diversen getoasteten gefüllten Fladen, Suppe und Desserts unsere Abteilung: Die Tapas. Dort nicht die klassischen spanischen, sondern kreativere Speisen im Glas. Ich wählte den Hühnersalat mit Koriander, Erdnüssen, Gurke und Limette. Meine Freundin Hummus. Beides um wohlfeile 3,50€. Der Hühnersalat war eine sehr schmackhafte Kombination aus allen Zutaten, limettig mariniert und mit viel Koriander, die wirklich gut aufeinander abgestimmt waren. Und ich liebe Koriander! Das Weißbrot dazu vom Türken ums Eck, aber schön speckig und dick geschnitten. Auch OK! Warm wäre noch optimaler gewesen, aber ich habs trotzallem aufgegessen. Auch der Hummus schmeckte gut und ausgewogen - nicht zu viel Tahina, genug Salz, nicht zu wenig Zitrone, Kalamata-Oliven obendrauf. Wirklich gut! Aber ein kleiner Kick hat gefehlt. Mango oder Rote Rübe oder Chili... Normaler Hummus ist mir oft zu fade, aber meine Freundin hat's sichtlich genossen und alles ratzfatz zamgeputzt.
Wir waren auch eine Runde Billiard spielen - im Nichtraucher-Billiard-Winkerl. Ein Euro pro Spiel. Nicht der neueste Tisch, aber als Abwechslung ganz nett.
Summa summarum ist mir der Besuch im Jetzt sehr gut in Erinnerung und ich freue mich schon auf die wärmeren Tage, wenn man den großen Gastgarten draußen nutzen kann. Ich finde das Lokal ansich sehr gemütlich wegen seiner verwinkelten Raumaufteilung und abwechslungsreich wegen der wirklich guten, vielseitigen Getränkeauswahl, sowie der oft wechselnden Speisekarte. Man kann also bei jedem Besuch ein neues Bier oder den Cocktail des Monats ausrobieren, und auch immer etwas anderes Gutes aus der Küche testen. Mit Sicherheit wird mich bzw uns das Jetzt bald wieder sehen!
@ Amarone1977: Es geht mir nicht darum, Täter zu Opfern zu machen. Ich finde es nur falsch, Opfer aus dem Hut zu zaubern. Gerade das Jetzt und andere ähnliche Lokalitäten sind bekannt dafür, dass die Nichtraucher-Regelungen nicht eingehalten werden. Das weiß man, vir allem wenn man in der Branche arbeitet. Zum zurückgenommenen Nichtraucherstatus bei Wein&Co: es geht nicht nur um den Umsatzrückgang, sondern auch darum, dass das gute Personal ziemlich schnell weg ist, wenn man anstatt 70,- Trinkgeld pro Abend nur noch 30,- hat. Und davon lebt der Kellner. Im Prinzip wäre es ihm egal, ob Raucher oder Nichtraucher das Trinkgeld bezahlen. Aber aus der Sichtweise des Gastronomen ist gutes Personal nun mal eine wichtige Ressource und plötzlich doppelt so viel Lohn zahlen weil das Trinkgeld ausbleibt ist wirtschaftlich eher nicht drin.