Ein spontaner Wochenendtrip nach Wels. Die Empfehlung unseres Hoteliers führte meine liebe Frau und mich Samstag Abend ins Restaurant Gösser-Bräu.
Oje was soll ich sagen, knapp daneben ist untertrieben. Wahrscheinlich wär´s beim Würger King genau so gut aber etwas billiger gewesen. Aber der Re...Mehr anzeigenEin spontaner Wochenendtrip nach Wels. Die Empfehlung unseres Hoteliers führte meine liebe Frau und mich Samstag Abend ins Restaurant Gösser-Bräu.
Oje was soll ich sagen, knapp daneben ist untertrieben. Wahrscheinlich wär´s beim Würger King genau so gut aber etwas billiger gewesen. Aber der Reihe nach und von Anfang an:
Nachdem die ganze Sache wie schon gesagt spontan war, hatten wir keine Reservierung und versuchten also einfach unser Glück einen Tisch zu ergattern. Nach fünfzehn Minuten Fußmarsch erreichten Frau, Wackeldackel und ich das angestrebte Lokal. Dieses befindet sich im Stadtzentrum von Wels, der Busbahnhof so wie ein Taxistandplatz vor der Tür, eine Parkgarage in unmittelbarer Nähe – verkehrstechnisch also 1A.
Wir kamen gegen 18.30 im schon recht gut gefüllten Gösser-Bräu an. Recht freundlich lächelnd versuchte ich im Schankbereich mit mehreren Mitarbeitern Blickkontakt herzustellen, vergebens, wir wurden nicht einmal ignoriert. Nach einiger Zeit gelang es mir doch einen Kellner einzufangen, der uns dann noch ein kleines aber feines Tischlein im Raucherbereich zuweisen konnte.
Das Gösser-Bräu ist eine typisch urige Biergaststätte, alles sehr rustikal, im dunklen Holz gehalten, jeder Wandschmuck, jede Tischdeko beschäftigt sich mit Gösser-Bier – wahrlich nicht ungemütlich.
Auf die Speisekarte brauchten wir nicht zu warten, auf unserem Tischlein befanden sich bereits ca. 20 Stück. Wie sich später herausstellte, war unser Tisch der Speisekartenaufbewahrungsplatz. Immer wieder wurden von unserem Tisch Karten für andere Tische geholt und danach wieder brav zu uns zurückgebracht. Die Situation war für uns ganz witzig, die Gemütlichkeit an unserem Tisch hob das ewige Kommen und Gehen der Karten allerdings auch nicht. Obwohl ich die Aufgabe des Speisekartenverwalters während unserer ganzen Anwesenheit sehr genau ausführte, gab es schlussendlich nicht einmal ein Gratisschnapserl für die gut geleistete Arbeit ;-)
Die Karte ist flächenmäßig sehr groß (ich glaube Format A2), nur draufstehen tut nicht besonders viel: Rindsuppe mit verschiedenen Einlagen, einige Jausenangebote, wenige Hauptspeisen (österreichische Küche) und 3 oder 4 Desserts.
Wir wählten:
Bouillon mit Ei 2,50: Die geschmacklich gar nicht schlechte aber bestenfalls lauwarme Suppe korrespondierte mit dem eiskalten Eidotter nicht wirklich. Nachdem ich das Ei in die Suppe eingerührt hatte, war die den Mund erreichende Flüssigkeit bereits eiskalt und einfach nur grauslich. Aufgrund des Grundgeschmackes der Suppe kann ich mich noch zu einer sehr gut gemeinten 2 entschließen.
Grießnockerlsuppe 2,90: Suppe wie zuvor beschrieben, war hier der Vorteil, dass das Grießnockerl sehr heiß war und somit der Gesamtgeschmack der Speise besser war. Meine Frau gibt eine 3.
Nun zu meinem Highlight: Surschnitzel mit Kartoffelsalat 10,90: Es kommt ein mittelgroßes Schnitzel drapiert auf einem Schöpfer Kartoffelsalat daher. Für mich ein absolutes No-Go! Für meinen sofortigen Rettungsversuch, nämlich das Schnitzel vom Salat zu trennen, war es bereits zu spät, die dem Salat zugewandte Panadenseite war bereits völlig durchtränkt.
Auf der anderen Seite war die Panade knackfest mit dem Fleisch verbunden, keine Blase, die sich vielleicht gebildet hätte, meiner Meinung nach hat das Schnitzerl bereits vorpaniert längere Zeit auf seinen Einsatz gewartet. Die Fleischqualität gab mir den Rest: Der Wackeldackel freute sich über mehrere flachsige Stücke, der Rest schmeckte gummiartig. Ich kann´s nicht beschreiben, zuerst dachte ich, das Fleisch ist nicht durch, daran hat es aber nicht gelegen. In Summe eine 1, weil die Speise nicht verdorben war.
Specklinsen mit Semmelknödel: Das wohl beste Gericht des Abends. Der Knödel gut gewürzt, die Konsistenz in Ordnung. Die Linsen und auch die dazu gereichten gebratenen Speckscheiben laut meiner Frau gut. Also gibt es eine 3.
Erdbeerstanitzl 5,90: So stand es in der Karte, klang für mich interessant, also her damit: Daher kommt ein wohl selbst gemachtes Stanitzl (gut) gefüllt mit Unmengen Schlagobers (weder gezuckert noch sonst irgendwie verfeinert), daneben einige Erdbeerstückchen beträufelt mit Fertigschokosauce, eine Kugel gekauftes Vanilleeis und als Verzierung – wie könnte es anders sein – noch ein riesengroßer Patzen Schlagobers daneben. Für Schlagobersfetischisten vielleicht gut, für mich die Note 1.
Die verschiedenen getrunkenen Biere (Weihenstefan-Weizen vom Fass, dunkles Bier vom Fass und Pils vom Fass) waren geschmacklich in Ordnung, gut gezapft jedoch von der Temperatur sehr am Limit. Man musste schnell sein, um die zweite Hälfte dann nicht als warmen Hansel genießen zu dürfen.
Der kleine Braune war nett angerichtet von der Qualität aber leider auch hier unterer Durchschnitt:
Service: Das durchwegs junge und freundliche Servicepersonal flitzt in urigen Lederhosen durchs Lokal, ist jedoch angesichts des vollen Lokales chancenlos. 2 Nebentische warteten gut 30 Minuten auf die Speisenbestellung. Wir mit unserem Speisekartenlager hatten da mehr Glück, es kam immer wieder wer vorbei um Karten zu holen und zu bringen und so gelang es mir auch immer wieder Getränke nachzubestellen. Eine Frage ob es vielleicht noch was sein darf, die gab es aber auch bei uns natürlich nicht und auch unsere leergegessenen Teller durften noch bis zu 30 Minuten bei uns am Tisch verweilen.
Fazit: Eine gemütliche Gaststätte mit leider maßlos überfordertem Personal und deutlich unterdurchschnittlicher Küchenleistung.
Da ich annehme, dass die Lokalszene von Wels wahrscheinlich deutlich besseres zu bieten hat, kann ich für das Gösser-Bräu keine Empfehlung abgeben.
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