Sonntag, 28.7.13, brütende Hitze im ganzen Land. Eigentlich wollten wir, wie Millionen anderer Leute auch, ein Bad oder einen See aufsuchen. Nachdem unser Wackeldackel aber bereits am späten Vormittag selbst in den Innenräumen des Hauses knapp vorm Hitzekollaps stand, mussten wir auch den Hund er...Mehr anzeigenSonntag, 28.7.13, brütende Hitze im ganzen Land. Eigentlich wollten wir, wie Millionen anderer Leute auch, ein Bad oder einen See aufsuchen. Nachdem unser Wackeldackel aber bereits am späten Vormittag selbst in den Innenräumen des Hauses knapp vorm Hitzekollaps stand, mussten wir auch den Hund erfrischen und ihm so gewissermaßen das Leben retten.
In Klausenleopoldsdorf kann man ganz gut in die Schwechat rein und es gibt wenige Leute. Im Zuge dessen, beschlossen wir, uns im Gasthaus zum Schöpflgitter gleich ein hoffentlich gutes Mittagessen zu gönnen.
Ich kenne das Gasthaus schon seit meiner Kindheit, war aber sicher die letzten 20 Jahre dort nicht zu Gast.
Das Schöpflgitter liegt einige Kilometer außerhalb von Klausenleopoldsdorf Richtung Sankt Corona am Schöpf und ist wohl nur mit einem fahrbaren Untersatz zu erreichen.
Es gibt einen Privatparkplatz, das Auto war also dementsprechend schnell versorgt und konnte sich in der Zwischenzeit wieder in aller Ruhe auf 70 Grad im Innenraum aufheizen (Dank sei dem Erfinder der Klimaanlage).
Ohne Reservierung betraten wir den nett vor dem Lokal angelegten Gastgarten. Außer einer Stammgastrunde, die sich eher dem Weißwein hingab war der Garten leer. Es gibt Baumschatten, das ist bei diesen Temperaturen um ein Vielfaches angenehmer als die Sonnenschirme.
Auf den Tischen liegt ein sauberes Tischtuch und es findet sich ein Aschenbecher, das war´s dann auch schon. Mir fällt auf, dass in der heurigen Saison die Gastronomen scheinbar mit Polstern sparen. Egal wo wir hinkommen, sehr selten gibt es Sitzauflagen und so muss auch hier die liebste Frau das schlecht gepolsterte Hinterteil auf den blanken Holzsprießeln lagern – nicht sehr bequem.
Wir haben weder den Innenraum, noch die WC-Anlagen betreten, ich kann mich daher bei der Ambiente Bewertung nur auf den Garten beziehen. Wie erwähnt schön angelegt, Naturschatten, hartes Mobiliar, es gibt daher in Summe die 3.
Nachdem wir Platz genommen haben, löst sich aus der Stammtischrunde eine Dame und bringt uns die Karten. In weiterer Folge dürfte sie dann das Kochen übernommen haben. Den weiteren Service führt ein Herr durch. Man ist freundlich, fragt nach ob es geschmeckt hat, Aschenbecher bleibt die ganze Zeit voll und Herzlichkeit kommt auch nicht wirklich rüber. Bis hierher würde ich dem Service eine 3 geben. Eine für mich eigentlich nicht akzeptable Anekdote wird die Gesamtbewertung dann doch leider auf eine 2 drücken:
Auf der Karte werden Fleischknödel mit Sauerkraut angeboten. Meine Frau fragt, ob es sich um Selchfleischknödel oder normale Fleischknödel handelt. Antwort: Das weiß ich nicht, aber ich werde fragen. Kurz darauf: Sie haben Recht?, es sind Selchfleischknödel. Meine Frau freut sich. Beim Servieren der Suppe: Ach übrigens die Fleischknödel sind Grammelknödel aber ich bring Ihnen jetzt die!?
Von der Hitze geschwächt, meinte die liebste Frau nur noch: Ja ist mir auch recht.
Grundsätzlich kann´s das bitte aber nicht sein, Küche und Kellner sollten doch die eigene Karte kennen und auch gemäß dieser agieren.
Die Speisekarte bietet das, was man sich in einem Landgasthaus erwarten würde. Es gibt einen Teil mit Tagesempfehlungen und eine Standardkarte. Erwartungsgemäß ist das Angebot eher fleischlastig.
Tirolerknödelsuppe: In den üblichen Henkeltassen kommt eine Gott sei Dank sehr heiße Suppe daher. Die Suppe wahrscheinlich echt aber sehr schwach. Das Tirolerknödel hausgemacht, mit schönen Speckstücken, sehr gut abgeschmeckt. Die Suppe 2, der Knödel 4 ergibt in Summe eine 3.
Grammelknödel mit Sauerkraut: Beim Servieren meint der lustige Herr nochmal: So jetzt gibt´s die Fleischknödel, die zu Grammelknödel geworden sind hihihi. Die zwei Stück Grammelknödel hausgemacht, frisch gekocht, herrliche Fülle, super Gschmackerl. Das Sauerkraut mit viel Speck zubereitet, eher auf der säuerlicheren Seite ebenfalls sehr gut im Geschmack. Hier kann man eine 4 vergeben.
Schweinsbraten mit Reis und gemischtem Salat: Der Braten wahrscheinlich nicht heute frisch gemacht sondern im Saft aufgewärmt. 2 dicke Stücke Fleisch, schön mager und butterweich, man braucht fast kein Messer. Das Natursafterl sehr gut im Geschmack und auch in ausreichender Menge vorhanden. Der Reis ok, der Salat selbst gemacht, nicht kühlschrankkalt und gut mariniert. So ein gutes Braterl habe ich schon lange nicht mehr in einem Lokal gegessen, das Gericht hat sich die 4 verdient.
2 Mineral natur, ein großer Apfelsaft gespritzt und ein großes Soda-Zitron gleichen den Flüssigkeitsverlust durch die große Hitze aus. Alle Getränke waren gut gekühlt und geschmacklich in Ordnung.
Der große Braune war durchaus trinkbar.
Fazit: In Summe bezahlten wir knapp über € 30,-- was ich für sehr wohlfeil halte. Die Speisen waren so, wie man es sich von einem Landgasthaus wünscht (aber leider nicht immer bekommt): Solide und gute Gasthausküche. Lange habe ich überlegt, ob ich für die Küchenleistung 3 oder 4 vergebe, entschließe mich dann (nicht zuletzt wegen der komischen Knödlgschicht) aber zu einer guten 3.
Der Service unprofessionell wie es höher nicht geht aber es passt irgendwie zur ganzen Atmosphäre.
Wenn man in der Nähe ist, würde ich das Gasthaus für ein gutes, günstiges, ehrliches Essen jederzeit weiterempfehlen.
Hilfreich17Gefällt mir10Kommentieren