Seit Jahrhunderten schon gilt Venedig als eine der romantischsten Städte der Welt. Die
Palazzi und die Gondeln, die Kirchen und die Plätze, das allgegenwärtige Wasser und die
unzähligen Tauben, der verschwenderische Luxus und der pittoreske Verfall, all das hat
Venedig in einen elegischen Sehnsuchtsort, eine fast schon magische Projektion,
verwandelt. Literaten wie Maler, Komponisten wie Filmemacher haben mit ihren Werken
die Stadt mehr und mehr der Wirklichkeit entrückt und ihren morbiden Charme bis ins
Mythische überhöht. Doch das sind letztlich alles schöne Lügen, die für Reisende und
Touristen für die Dauer ihres Aufenthalts durchaus wahr werden können, aber kaum
etwas mit der alltäglichen Wirklichkeit ihrer Bewohner gemein haben. Wie deren Leben
und deren Venedig aussehen, davon will der italienische Filmemacher Carlo Mazzacurati
in seiner Dokumentation „6 x Venedig" Zeugnis ablegen. Also schaut er überall dorthin,
wohin sich der verklärte Blick erst gar nicht wendet. Nur verliert Mazzacurati die Stadt
dabei fast noch mehr aus den Augen als all jene, die sie idealisieren.
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