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Di, 3. Dez 2024

Essen im Hotel

Essen im Hotel

Essen im Hotel also. Damit meine ich nicht, Nächtigung und Frühstück oder allenfalls Halbpension. Nein, wir betreten das Hotel von außen und wollen die Lokale stand alone bewerten.
Niemand braucht sich zu scheuen, ein Hotel zu betreten, um im Restaurant zu essen, ohne Hausgast zu sein. Was erfreulicherweise in Österreich immer mehr Fuß fasst, ist im Ausland schon länger Normalität.

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BinWiederDa·1 Lokal·Update: 2. Sep 2021·0 Kommentare

Lenz Social Dining

(1)
Am Stadtpark 1, Wien 1030
Eierschwammerlsulz |eingelegte Pilze | Frischkäse |PumpernickelEierschwammerlsulz |eingelegte Pilze | Frischkäse |PumpernickelHausgemachte Linguine |Spinat | gedörrte Paradeiser | hausgemacher Ricotta
In diesem Guide weil: Newcomer, überzeugt noch nicht ganz, vielleicht ein späterer Aufstieg ?
SpeisenAmbienteService
2. Sep 2021
Wiener Restaurant-Woche. Juhuu. Schon lange her das letzte Mal. Die Werbetrommel wird über Wochen gerührt, mit einem Countdown wird man geradezu...MehrWiener Restaurant-Woche.
Juhuu.
Schon lange her das letzte Mal.
Die Werbetrommel wird über Wochen gerührt, mit einem Countdown wird man geradezu aufgeganselt, lange weiß man keine teilnehmenden Lokale, dann keine Details zu den angebotenen Menüs – aber schlussendlich schaffen wir es, einen Newcomer für uns zu finden. Im renovierten Hilton Vienna Park befindet sich unsere Wahl (lt. Recherche von einem Londoner Designerteam in Anlehnung an die Wiener Moderne im Stil des Art Déco und der Wiener Werkstätten gestaltet).

Der Vorplatz samt Eingangsbereich ist gewöhnungsbedürftig, das Würstelstandl davor irritiert (ein Schelm, wer Böses denkt), mutmaßliche Schiebetüren öffnen doch nicht, die Möblage des Schanigartens ist eingepackt, wie mein Feigenbaum im Winter, aber ein Aufsteller macht uns sicher – hier findet die Restaurant-Woche statt.

So sieht also Design aus. Gut, man hat ein Farbkonzept, nämlich das Türkis vom MotelOne gemopst, von den Wiener Werkstätten das Bugholz und das Wiener Geflecht eingebracht. Ja eh, ganz nett, aber von den Sesseln fällt die Jacke runter, weil schönes Ausschauen vor Praktikabilität geht, gutmeinend raffiniert platzierte Lampen blenden und man hat den Lärmpegel unterschätzt, wenn sich das Lokal füllt, es hallt enorm, das geht besser, mit ganz wenig Aufwand.
Die nackten Tischplatten lassen mich frösteln, etwas weißes Tuch kann man sich in dieser Preisklasse erwarten. Am Tisch gibt es ein verschließbares Kuvert, in dem sich das Besteck für den Hauptgang, eine Stoffserviette in unüblichem Format und ein Erfrischungstuch befinden. Die Speise- und Weinkarte ist von selbem Ledermaterial und all das riecht schon noch sehr stark nach neu.

Wir haben vorgearbeitet und wissen, welche Speisenauswahl wir treffen werden, einzig der Wein fehlt noch, in der Karte gibt es Glasweise je fünf Weiß- und Rotwein, allesamt einheimisch, einzig im Flaschenbereich ein paar französische Roséweine, das finde ich sympathisch.
Für uns wird es ein St. Laurent vom Stift Klosterneuburg (EUR 7,50). Ich mag St. Laurent, ist normalerweise ‚eine Bank‘. Hier dachte ich, ich beiße in eine solche. Kein Barriqueausbau, sondern ein ganz ungewöhnlicher Geschmack nach - alt. Der Spruch, der entwickelt sich noch, spätestens beim Essen, trifft nicht zu.

Eierschwammerlsulz |eingelegte Pilze | Frischkäse |Pumpernickel
Als der Vorspeisenteller eingestellt wird, dachte ich mir, was hat die Sulz verbrochen, dass sie so am Rande des Tellers eine Familienaufstellung machen muss. Der leere Platz hätte von einem Stück Brot gefüllt werden können, wir sehen am Nebentisch, dass Brot in einem Kisterl serviert wurde, ob auf Nachfrage weiß ich nicht, aber es wäre nett gewesen.
Auf dem Pumpernickel mit einer Schicht Frischkäse ist nun die Sulz, (mit einem Dessertring?) rund ausgestochen, und nur in dieser sind Eierschwammerln, die Deko rundum aus dem Glas und hauchdünn geschnittene Champignonscheiben als Deko um die Sulz herum. Obenauf Gekrümel vom Pumpernickel.
Nur im Frischkäse und der Sulz ist ausreichend Geschmack, auf die Gabel muss immer ein Potpourri von allem, sonst schmeckt die rohen Bestandteile nach gar nichts.
Was soll ich sagen? Es war nicht schlecht, es ist kein Schwammerljahr, trotzdem lässt mich diese Vorspeise etwas ratlos zurück.

Hausgemachte Linguine |Spinat | gedörrte Paradeiser | hausgemacher Ricotta
Hier weiß man, worauf man sich einlässt. Pasta ist Pasta. Die Teigware ist auf den Punkt gekocht, die Linguine selbst werden von einer feinen Sauce umschlossen, das verleiht neben dem molligen Gefühl einen guten Abgang auf den Geschmacksknospen, vielleicht ist etwas vom Ricotta mit Gewürzen und Knoblauch zu einem Sud gerührt worden. Die kleine Tomatenstücke und der Spinat passen samt dem Ricotta gut dazu, ich vermute noch einen Hauch von Bärlauch, ev. etwas Pesto.
In Summe ein einfaches Gericht, bei dem man doch einiges falsch machen kann, aber hier viel besser als die Vorspeise.

Zwetschkenknödel | Vanilla-Mascarpone Eiscreme
Ein flaumiger Knödel, lässt sich ganz einfach mit der Gabel zerteilen. Die Frucht ist nicht zu süß und schon gar nicht mit einem Würfelzucker vergewaltigt. Die Brösel ganz leicht mit Butter versehen, was mich aber wirklich ein ‚oha‘ denken lässt ist die Creme. Wirklich ein Aggregatzustand zwischen Eiscreme und Mascarpone, zarter Vanillegeschmack.
Abgerundet mit einem Espresso doch noch ein versöhnlicher Abschluss.

Die Wahlalternative:
Gebeiztes Rinderfilet|Pastinakencreme|Steinpilze|Endivie
Rosa gebratene Weinviertler Entenbrust|Kürbiscreme|süßsaurer Kürbis|Salbeignocchi
Weiße Schokoladen CremeBrulee|Himbeersorbet

Fazit:
Das Ambiente ist in Ordnung, wäre auch schlimm, so kurz nach einer Renovierung. Das Konzept kommt leider bei mir nicht an, ich habe mich schon mal wohler gefühlt. Beim Gehen sehe ich durch die Glasfassade einen Raum, der dem Kochamt von Mörwald ähnelt. Da könnte ich mir eine Veranstaltung im kleineren Rahmen gut vorstellen, daneben steh ein Riesenregal aus Glas und Metall, fast schon ein Würfel, mit Flaschen bestückt – haben wollen 😊

Der Service ist durchwachsen. Man merkt schon, dass man bemüht ist, auf mich macht es aber leider den Eindruck, als hätte die Frühstücksmannschaft Abendausgang – sorry. Das fängt mit dem Brot zur Vorspeise an, geht mit einer Mücke im Wein weiter, es fällt des Öfteren Glasware zu Boden (viele Male von den Wänden reflektiert, Surround quasi.

Bei den Speisen gibt es noch Luft nach oben. Vielleicht erhob man für die Restaurant-Woche auch nicht den Anspruch etwas Unvergessliches zu liefern, aber so funktioniert nun mal das Konzept nicht, denn wir werden wohl nicht so schnell wieder kommen. Das Lokal hat noch keine Hauben, darum gibt es das Dreigang-Dinner um EUR 29,50, aber der zweiten Haube wird’s jeweils um EUR 10,- teurer.

Auf zur nächsten Restaurant-Woche im Frühjahr.Weniger anzeigen

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