Neulich war ich mit Freunden auf einen Punsch im 1. Bezirk und wir waren auf der Suche nach einer neuen Lokalität, die wir alle vier noch nicht kannten. Da fiel mir ein, dass vor Kurzem das ENZO beim Schottentor aufgemacht hat - ein Café-Bar-Bistro, welches früher den Namen "Testa Rossa" trug und...Mehr anzeigenNeulich war ich mit Freunden auf einen Punsch im 1. Bezirk und wir waren auf der Suche nach einer neuen Lokalität, die wir alle vier noch nicht kannten. Da fiel mir ein, dass vor Kurzem das ENZO beim Schottentor aufgemacht hat - ein Café-Bar-Bistro, welches früher den Namen "Testa Rossa" trug und damals eher weniger anziehend auf mich wirkte.
Wir entschieden uns also für das ENZO und gleich vorab: wir wurden nicht enttäuscht!
Die Bedienung empfing und äußerst freundlich, stellte zwei kleine Tische für uns zusammen und wir saßen am Fenster mit Blick auf die schöne Votivkirche. Das gefiel uns sehr gut, da dieser Anblick doch recht majestätisch ist. Das Café selbst ist wunderschön renoviert worden, es gibt einen Wasserfall an der Wand, die Unterteile der Fenster wurden neu eingesetzt (die Oberlichten sind denkmalgeschützt und werden noch besser isoliert).Auch die Sanitäreinrichtung wurde komplett neu gemacht. In der oberen Etage kann man in einer größeren Gruppe ungestört zusammensitzen und ist dennoch Mitten im Geschehen - sehr empfehlenswert also für Feiern diverser Art.
Die Speisekarten wurden schnell gebracht, die Auswahl fiel jedoch schwer - es finden sich viele interessante Weine (unter anderem einige "Junge Wilde" - im Kontrast zum Wein&Co nebenan), sowie Spritzervarianten, einige Biere und auch Alkoholfreies in gutem Sortiment. Auch das Angebot an Heißgetränken ist weit gefächert. Wir entschieden uns für 2 große Bier (Gösser vom Fass), ein Kaltenhauser 1475 Pale Ale und einen Gelben Muskateller DAC 2018 vom Gollenz aus dem steirischen Vulkanland. Kam alles flott. Der Wein war hervorragend, das Pale Ale angenehm würzig und sehr süffig, lediglich das Bier vom Fass war etwas zu kalt hat mein Sitznachbar gemeint.
Zu Speisen gibt es ebenfalls eine sehr einladende Auswahl. Von verschiedenen Suppen, klassischen Salatvariationen, Antipasti und Bistroküche (Clubsandwich) bis hin zu Wiener Klassikern (Schnitzerl) und mediterranen Köstlichkeiten (Lachs, Pasta, Halloumi, Bruschetta,...). Das Beef Tartar hat uns aber alle angelacht, weshalb wir 3 große Portionen orderten. Die Herren hatten noch 2 Mal Zwiebelsuppe von der Tageskarte und eine geschmorte Lammstelze mit Rosmarinerdäpfel (ebenfalls von der Tageskarte).
Das Beef Tartar kam nach ca. 10 Minuten und sah köstlich aus (siehe Foto). Kapern und Kapernbeereen, frische Kresse, Eidotter, Meersalz und grober Pfeffer dezent am Teller mit angerichtet zum selbst nachwürzen, frischer Tramezzintoast und ein Schälchen Butter. Ich war sehr angetan von der Marinade des Fleisches, erinnerte sie mich doch an eine Variante, die ich schon anderorts aß. Lediglich ein wenig grober hätte ich es gerne gehabt, doch das ist wirklich eine Geschmacksfrage. Ich fragte später nach und erfuhr, einerseits, dass sie es vorher gröber gehackt angeboten hatten, aber die Kunden es dann feiner wünschten, und außerdem, dass der Fleischlieferant selbiger wie vom Hotel Sacher ist und deshalb auch das Beef Tartar wie im Sacher nach selbiger Rezeptur mariniert wird. Rätsel gelöst!
Die Zwiebelsuppen waren riesige Portionen, schmeckten aber ebenfalls köstlich und überlebten nicht lange in der Herren Teller. Ich ergatterte einen Löffel zum Kosten und auch hier gab es nichts zu meckern: feine Weißweinnote, kräftig gewürzt, angenehme Zwiebelnote, weichgekochte Zwiebel, aber nicht zu viele in der Suppe als Einlage, Majoran eindeutig schmeckbar, Konsistenz 1A. Hätte ich vermtlich auch zur Gänze alleine verputzt.
Die Lammstelze sah ebenfalls sehr einladend aus, war butterzart, hatte eine gute Lammnote, Fleischgeschmack im Vordergrund, nicht überwürzt, aber die mediterranen Kräuter waren deutlich. Der Esser war zufrieden.
Wir bestellten unterdies eine Flasche von dem wirklich guten Gelben Muskateller vom Gollenz, der unser aller Geschmack traf.
Für eine Nachspeise war dann kein Platz mehr - wir waren gut angegessen nach unseren 2 Gängen.
Georg, der Chef, ist Sohn des Anargyros Zosis - seines Zeichens Besitzer der Odysseus Lokale (Penzing, Grüner Baum, Filmfestival Rathausplatz), weshalb auch Einflüsse der griechischen Küche in der Speisekarte des ENZO zu finden sind. Georg übernahm das ehemalige Testa Rossa im Februar, renovierte es sorgfältig und langwierig und eröffnete anschließend vor ca. einem Monat mit Unterstützung von zwei langjährigen Freunden und Geschäftspartnern. Das Café ENZO gehört formal eigentlich immer noch zur Testa-Rossa-Kette, Georg hat aber recht viele Freiheiten zur Selbstgestaltung, die er auch gekonnt nützt und wirklich schön umzusetzen weiß.
Ich finde das ENZO auf jeden Fall besuchenswert, komme demnächst sicher wieder - die Eggs Benedict und die Breakfast Bowl müssen schließlich dringend probiert werden (die Frühstückskarte liest sich ausgezeichnet)... Klare Empfehlung!
Hilfreich11Gefällt mir8Kommentieren