Schon vor einiger Zeit ist mir der Gastgarten mit den blauen Schirmen einen Steinwurf von der Hauptbrücke Richtung Süden aufgefallen, den ich zu keinem Lokal zuordnen konnte. Diesen Samstag war die Neugierde groß genug und Fr. bluesky und ich hielten neugierig Nachschau. Der Aussenbereich gehört ...Mehr anzeigenSchon vor einiger Zeit ist mir der Gastgarten mit den blauen Schirmen einen Steinwurf von der Hauptbrücke Richtung Süden aufgefallen, den ich zu keinem Lokal zuordnen konnte. Diesen Samstag war die Neugierde groß genug und Fr. bluesky und ich hielten neugierig Nachschau. Der Aussenbereich gehört zum „neuen Grazer Stadtcafe“, das vermute ich noch nicht allzu lange an diesem Ort besteht. Da es ohnehin gerade Mittag und somit Zeit für einen kleinen Happen war, beschlossen wir das „neu entdeckte“ Lokal auszuprobieren.
Der Eingang befindet sich von der Straße abgewandt direkt gegenüber dem temperaturbedingt verlassenen Gastgarten, der im Sommer aufgrund seines Ausblicks auf Kunsthaus und Co bestimmt einiges zu bieten hat. Durch die große verglaste Front konnte man im Inneren geschäftiges Treiben bereits erahnen. Motiviert durch die Aufsteller mit den Menüvorschlägen betraten wir das Lokal und sahen uns in unserer Befürchtung bestätigt: kein freier Platz.
Wir wollten eigentlich schon wieder gehen, wurden aber durch eine der beiden Servicedamen freundlich begrüßt und darüber informiert, dass einige Gäste bereits gezahlt hätten und in Kürze Tische frei werden. Wir parkten also kurz an der Theke, gustierten ein wenig in der Karte und beobachteten die beiden flinken Servicedamen bei ihrer Arbeit.
Tatsächlich fand sich wie angekündigt nach wenigen Minuten ein freier Tisch für uns – von da an ging es in beachtlichem Tempo weiter. Die Getränke (kleines Bier, kleiner Radler) waren schnell bestellt und ebenso schnell gebracht, für die beiden Menüs hatten wir uns bereits zuvor entschieden.
Im Lokal befinden sich zentral die Theke, rund 18 Tische, teilweise etwas enger gestellt, teilweise durch Glaswände voneinander getrennt. Eine eindeutige Trennung zwischen Raucher- und Nichtraucherbereich konnte ich nicht erkennen. Der großzügige Einsatz von Holz verbreitet Gemütlichkeit, bis auf ein kleines Mitteldeckerl und den Halter für Speisekarten und Bierdeckel blieben die Tische schmucklos.
Das Publikum bestand während unseres Besuches zu gut 80% aus Pensionisten, die das Lokal wohl aufgrund der günstigen aber auch guten Speisen zum Stammlokal auserkoren hatten. Es kommt tatsächlich selten vor, dass auch am Samstag ein Menü angeboten wird. Viele schienen sich untereinander zu kennen, die Servicedamen waren in der Lage jeden zweiten Gast mit dem Vornamen anzusprechen.
Viel Zeit bleibt nicht um zu beobachten, wurden auch schon die Suppen gleichzeitig mit dem gesamten Besteck (Messer und Gabel separat eingerollt) serviert.
Die Rindssuppe selbst war kräftig, fast schon ein wenig zu kräftig, aber gut. Der Tirolerknödel von guter, nicht zu fester Konsistenz und feinem Speckaroma. In Fr. bluesky´s Suppe fanden sich zwei großzügige Leberschnitten, geschmacklich ebenfalls sehr gut abgeschmeckt. Die Suppe selbst war identisch zu meiner.
Kaum den Löffel hingelegt kamen die beiden Hauptspeisen – zusammen mit dem Service schafften wir es, das logistische Problem der gleichzeitig am Tisch befindlichen Vor- und Hauptspeisenteller zu lösen.
Wir waren beeindruckt von der Portionsgröße, aber auch von der optisch sehr gefälligen Art, wie beide Speisen angerichtet worden waren.
Beginnend mit Menü II: Wildragout (Hirsch und Reh) mit Rotwein-Preiselbeersauce, dazu Serviettenknödel. Das Fleisch war sehr zart, der Serviettenknödel überzeugte durch seine perfekte Konzistenz, das Safterl war wirklich gut abgeschmeckt. Im lustigen extra Porzellantöpfchen mit Griff wurden ausreichend Preiselbeeren serviert.
Ich hatte mich für das Menü I, die Variationen vom Hendl-, Puten- und Schweinsfilet (Speckmantel, Knusperpanade und vom Rost), dazu Kartoffel-Gemüselaibchen entschieden. Das gut gegrillte Putenfilet war dünn aufgeschnitten und fächerartig drapiert, das Schweinsfilet geschmacklich gut, ebenso der Speck. Die Knusperpanade vom Hühnerfiletschnitzerl machte seinem Namen alle Ehre, bei den etwas zu scharf angebratenen Kartoffel-Gemüselaibchen vermisste ich ein wenig das Gemüse. Auch auf meinem Teller fand ich ein extra Schüsserl – das vermeintliche Ketchup entpuppte sich als Tomatensalsa.
Abserviert wurde in ähnlicher Geschwindigkeit wie der bisherige Besuch verlief, der Wunsch nach der Rechnung, auf der faire 26 Euro standen erfolgte rund 30 rekordverdächtige Minuten, ab dem Zeitpunkt ab dem wir das Lokal betreten hatten.
Zum Fazit: Das Stadtcafe eignet sich wirklich ausgezeichnet für ein schnelles Mittagessen. Die Qualität der bodenständigen Speisen ist gut, die Portionen großzügig bemessen – das hat sich offensichtlich (zumindest in der älteren Bevölkerungsschicht) schon herumgesprochen. Zu den Stoßzeiten kann´s schon mal sein, dass man auf einen Tisch etwas warten muss, eine Reservierung empfiehlt sich. Das Service ist flott und immer mit ein paar persönlichen Worten am Gast – auch das wird dazu beitragen, dass sich das Stammpublikum wohl fühlt.
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