***** Allgemeines/Einleitung *****
Ja, natürlich habe ich einige Vorteile bezüglich der „Persischen Küche“. Erstens war ich bereits im Iran, zweitens ist meine Frau aus diesem riesigen, wunderschönen Land, und drittens wurde ich während meines Besuches in Persien von der Mama bestens bekocht und...Mehr anzeigen***** Allgemeines/Einleitung *****
Ja, natürlich habe ich einige Vorteile bezüglich der „Persischen Küche“. Erstens war ich bereits im Iran, zweitens ist meine Frau aus diesem riesigen, wunderschönen Land, und drittens wurde ich während meines Besuches in Persien von der Mama bestens bekocht und besuchte auch einige landestypische Lokale dort.
Was zeichnet die „Persische Küche“ definitiv aus? Eine unglaubliche Vielfalt an Kräutern, teilweise bei uns unbekannt, sehr viel Gemüse und sehr viel frisches Obst. Der Iran ist seit der Revolution leider ein streng muslimisches Land, daher gibt es Schweinefleisch nur bei der armenischen Randbevölkerung. Aber Lamm und Kalb gibt es in einzigartiger Qualität, Rind empfinde ich bei uns deutlich besser, Geflügel ebenbürtig, Fisch natürlich, dem Kaspischen Meer und dem Golf von Persien geschuldet, deutlich besser und in großer Vielfalt.
Eines überraschte mich tatsächlich sehr, die „Persische Küche“ ist sehr würzig, mit vielen Kräutern verfeinert, aber kaum scharf. Eine weitere Besonderheit ist definitiv die sehr großzügige Verwendung von Safran in höchster Qualität. Im Iran ein Pflicht-Gewürz und bei jedem kleinsten Greißler erhältlich.
Eine weitere Überraschung für mich war, dass eigentlich täglich Reis in bester Qualität gegessen wird, manchmal sogar zweimal – meist bester Basmati aus eigenem Land, manchmal auch geräucherter Reis aus der Region Nord am Kaspischen Meer – ein Geschmackserlebnis! Auch die Süßspeisen werden sehr großzügig mit Safran gewürzt, als gäbe es kein Morgen mehr – hoch qualitativer Safran ist preislich wie Gold. Selbst schmackhafter Sirup und sogar Tee-Zucker werden daraus hergestellt
„Genießen Sie traditionell persische Küche wie Tschelo-Kabab Kubideh, Djudjeh Kabab, Kabab Mahalli, Tschelo-Kabab Soltani, Tschelo-Kabab Barg, Fesendjan, Ghormehsabsi, Gheymeh und viele mehr,…“, verspricht die eigene Homepage.
Der Lokalname „Caspian“ leitet sich übrigens vom „Kaspischen Meer“, im Norden des Iran liegend, ab („Caspian Sea“). Das Caspian ist ein Ecklokal, und nach dem Entrée stößt man an eine große Schank mit einer integrierten Salatbar und einer großen Vitrine, in der diverse persische Spezialitäten angeboten werden – alles aus mittelbraunem Holz gefertigt und ansprechend. Links geht es in den großen Speisesaal (NR) mit einigen Rundbögen, aber leider auch mit recht unangenehmer Akustik – einer Speisehalle ähnlich.
Relativ rasch erhielten wir die Speisekarte, und bereits der erste oberflächlich Blick verriet: die hier gebotenen Speisen sind definitiv sehr authentisch, für Persien sehr übliche Gerichte – sie entsprechen auch der typisch Iranischen Hausmannskost. Wie im Iran üblich, gibt es zahlreiche Grillspezialitäten und verschiedene Eintöpfe mit viel Gemüse und Fleisch (meist Lamm oder Rind, seltener Kalb oder Ziege).
Am Tisch steht bereits die in Persien unbedingt erforderliche Menage inklusive dem „Pflicht-Gewürz“ für Perser, „Sumach“ genannt. Mit diesem leicht sauren und würzigen Gewürz wird der Reis nach persönlicher Vorliebe nachgewürzt, um ihn noch etwas Frische zu geben – es wird meistens vom einfachen Essigbaum oder Hirschkolbensumach gewonnen und ist ein MUSS in Persien, aber auch bspw. In der Türkei.
***** Speisen – Bewertung = GUT = 3 *****
„Mittlere Vorspeisenplatte für 2 Personen“ (€ 14,90 – OHNE Brot):
Leider kann man im Caspian die Vorspeisensorten nicht auswählen, und man erhält standardmäßig stets „Mirsaghassemi“, „Nargesi“ und „Kaschke Bademdjan mit Yoghurt“.
„Mirsaghassemi“ = passierte gegrillte Melanzani, Tomaten, Knoblauch & Eier werden zu einem Püree verarbeitet. Im Idealfall sind die Melanzani recht intensiv geräuchert, im Caspian leider nicht. Sehr unspektakulär, nicht schlecht, aber nicht die feine Klinge – daher ein gut gemeintes GUT = „3“.
„Nargesi“ = Spinat, Eier, Zwiebel, Knoblauch & Yoghurt werden zu einem Püree verarbeitet. Auch hier gelang diese Speise recht gut, aber absolut nicht bemerkenswert – ebenfalls ein gut gemeintes GUT = „3“.
„Kaschke Bademdjan mit Yoghurt“ = Melanzani, Zwiebel, Pfefferminze & Persischer Yoghurt werden abermals zu eine Art Püree verarbeitet. Die Minze sollte eigentlich perfekt knusprig frittiert werden, was hier absolut nicht gelang – ein MUSS aber! Daher gibt es hierfür leider nur ein MÄSSIG = „2“.
Zur Vorspeisenplatte hatten wir zusätzlich ein „Standard-Fladen-Brot“, das hier extra verrechnet wird, was bei Vorspeisen in persischen Restaurants eigentlich völlig unüblich ist - € 2,00 für „normales“ Türkisches Fladenbrot (kein Lavasch) ist einfach nicht in Ordnung.
„Gehymeh Bademdjan mit Safranreis“ (€ 12,50 - Aktion):
Das ist ein für Persien tatsächlich sehr typischer Eintopf bestehend aus Kalbfleisch, Spalterbsen, Melanzani, Tomaten & Kartoffeln. Geschmacklich war der Eintopf ganz gut, aber auch bei diesem Gericht fehlte diese Raffinesse, dieses harmonische Zusammenspiel von Kräutern und Gewürzen, die ich von den Eintopfgerichten im Iran kenne und schätze. Auch wurde diese Speise sehr lieblos und unvorsichtig (siehe Foto) serviert. Leider gibt es deswegen auch nur ein MÄSSIG bis GUT = „2-3“ von mir.
Der Reis wird im Caspian natürlich immer PERFEKT gegart, den kann in Persien jede Frau „blind“ und „einhändig“ perfekt kochen. Hier leider wird der Reis aber ohne separate Butter serviert – das ist in Persien absolut unüblich.
Dazu konnte man den Salat von der Salatbar wählen – tadellos und alle Zutaten waren sehr frisch.
Zu trinken hatten wir den „Apfelsaft gespritzt“ (€ 3,40 je 0,5L), den Prosecco (€ 3,20 je 0,1L) sowie einen „Großen Espresso“ (€ 2,80) – alle Getränke waren in Ordnung, mehr aber auch nicht.
***** Ambiente – Bewertung = GUT = 3 *****
Das „Caspian“ ist nicht sehr üppig, eher minimalistisch, eingerichtet. Einzelne original persische Elemente und Bilder machen das Lokal aber optisch relativ sympathisch und authentischer. Die Fotos im Internet zeigen aber ein deutlich schöneres Lokal, eine deutlich freundlichere Atmosphäre als es dann in der Realität vor Ort ist – die extra Lounge ist jedoch sehr schön und gemütlich gelungen. Summa summarum gebe ich für das Ambiente ein gut gemeintes GUT = „3“. Ein Hauben-Restaurant ist das „Caspian“ sowieso nicht.
***** Service – Bewertung = MÄSSIG = 2 *****
Der Service war nicht unhöflich oder harsch aber leider auch absolut nicht präsent. Es war einfach so, dass sich der Service lieber mit bekannten Gästen oder Freunden unterhielt, denn der Arbeit nachzugehen. Daher gibt es auch leider nur ein glattes MÄSSIG =“2“ für den Service, der eigentlich kaum einer war.
***** Mein Fazit *****
Manchmal geht einem das Berichten über ein Restaurant so gar nicht leicht von der Hand, und es macht auch nicht wirklich Spaß – so geht es mir hier mit dem Bericht vom „Caspian“. Alles dort Erlebte, Genossene war so einfach, durchschnittlich, tlw. lieblos und gewöhnlich ohne echte Höhepunkte erleben zu dürfen – SCHADE!
Dass hier einmal unser aller „Bundes-Heinzi“ (Alt-Bundespräsident Heinz Fischer) zu Besuch war, ist halt auch kein wirklicher Qualitätsbeweis. Positiv ist zu erwähnen, man hat für Kinder einige Speisen als „Kinderportion“ zu reduzierten Preisen im Angebot. Montag bis Samstag gibt es im “Caspian“ drei verschiedene Mittagsmenüs inkl. Suppe oder Salat. Eine Empfehlung kann ich leider für das „Caspian“ nicht geben – die Persische Küche kann wahrlich deutlich mehr, und sie ist in jedem Fall viel, viel besser und spektakulärer als hier im „Caspian“.
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