Zunächst einmal möchte ich betonen, dass ich hier von der „Burger’s Bar“ berichte und nicht von der „Burger Bar“. Das kleine „s“ macht nämlich einen großen Unterschied. Während die „Burger Bar“ in der Liechtensteinstraße eine zu Recht wenig besuchte Lokalität mittlerer Qualität ist, handelt es si...Mehr anzeigenZunächst einmal möchte ich betonen, dass ich hier von der „Burger’s Bar“ berichte und nicht von der „Burger Bar“. Das kleine „s“ macht nämlich einen großen Unterschied. Während die „Burger Bar“ in der Liechtensteinstraße eine zu Recht wenig besuchte Lokalität mittlerer Qualität ist, handelt es sich bei der „Burger’s Bar“ in der Vorgartenstraße, um einen wunderbaren Vertreter der neuen Craft-Burger-Szene. Ein Schwesterlokal existiert bereits in Budapest, einem kulinarisch mindestens ebenso dynamischen Ort wie Wien.
Die Zusammenstellung der Karte, die zusätzlichen Gerichte, das Ambiente und die Logistik: in all diesen Belangen profitiert die Wiener Lokalität von den Erfahrungen der Ungarn, woher übrigens auch der Großteil des charmanten Personals stammt. Das soll natürlich nicht heißen, dass hier der Karte nicht etwa ein schöner österreichischer Stempel aufgedrückt wurde. So ist ein Highlight der Karte zum Beispiel ein Käsekrainer-Burger. Aber alles der Reihe nach
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Auch wenn der kulinarische Fokus hier klar bei den Burgern liegt, so war es den Betreibern wichtig, auch bei den anderen Speisen nicht nur Alltägliches anzubieten. Und so entstand auf der Karte noch eine kleine Spezialisierung auf karibische und mexikanische Gerichte. Bei den karibischen Speisen gäbe es Suppen wie Hühnersuppe mit Guacamole oder eine Kokossuppe mit Huhn, Chili und Ingwer. Und bei den Hauptspeisen ist die „Burger’s Bar“ eine von wenigen Locations, die tatsächlich Jambalaya anbieten – den erdigsten, schönsten und großartigsten karibischen Gemüse-Wurst-Eintopf. Auf der mexikanischen Seite dominieren Burritos – die aber im Gegensatz zu den zahlreichen systemgastronomischen Exemplaren innovativ und gleichzeitig hausgemacht befüllt werden – sowie Quesadillas. Auf Empfehlung des Hausherrn probierten wir eine Quesadilla mit dem bezeichnenden Namen „Jamaica“, was dann logischerweise eine Fusion aus karibisch und mexikanisch bedeutet. Mit zwei saftigen Teigfladen auf beiden Seiten und einer cremigen Füllung aus Cheddar, Bohnen, Hühnerfleisch und Mango ist „Jamaica“ weit mehr als ein kleines Häppchen zwischendurch, sondern schon eher ein vollwertiges Gericht mit einem schönen Spiel aus Säure, Süße, Feuer und Textur.
Bei den Burgern wurde uns tatsächlich die Käsekrainer-Variante als eine der beliebtesten an Herz gelegt. Im Gegensatz zu dem was zunächst vermutet hatten, bestand aber nicht etwa das Fleisch-Patty aus Käsekrainer-Brät, sondern ein „regulärer“ Burger wurde mit einigen Scheiben gegrillter Käsekrainer aufgemotzt. Das Gesamtkonstrukt war ein Gigant aus selbstgemachtem Briochebrot, ausgesprochen viel knackigem Salat, Tomatenscheiben, 140 Gramm medium gebratenem Rindfleisch, sowie reichlich Gouda und rotem Zwiebel. Im Gegensatz zu anderen aktuellen Burger-Lokalen geht es hier offenbar weniger um die pure Fleischeslust und eine Fokussierung auf die Rindfleischkomponente, sondern viel mehr um die Komposition. Und diese gelingt überraschend gut. Zwar entzieht sich meinen Geschmacksknospen die Notwendigkeit der Wurst im Burger, aber insgesamt ist dieser Burger-Brocken eine echte Wucht. Serviert wird dieser übrigens mit einer großen Portion handgeschnittener Pommes Frites. Mit nur 12,90 Euro ist dieses Gericht aber auch eines der teuersten auf der Karte.
Preislich übertroffen wird der Käsekrainer-Burger zum einen von einem umwerfenden Pulled-Pork-Burger. Im Gegensatz zum Vorgänger geht es hier nur um den reinen Schweinefleisch-Geschmack. Das „zergarte“ Fleisch ist so zart, dass es fast schon auseinanderzufließen droht, und nur die Elastizität des Brioche-Buns hält die ganze Angelegenheit zusammen. Verfeinert mit Coleslaw, etwas Salat und einer leider zu faden BBQ-Sauce, fehlt diesem Konstrukt nur mehr ein kleiner Kick zur Perfektion. Trotzdem handelt es sich derzeit wahrscheinlich um das beste Pulled-Pork-Sandwich der Stadt.
Ein weiteres Highlight ist auch der Wagyu-Burger. Mit diesem oft überteuerten japanischen Rind zu arbeiten, daran sind schon viele Gastronomen gescheitert. Vor allem auch deshalb, weil viele Köche versuchen die Besonderheit des Fleisches mit einer Besonderheit in der Zubereitung betonen zu müssen. Nicht so in der „Burger’s Bar“. Das natürlich buttrig-fette Fleisch-Patty wird einfach nur medium gebraten und dann in einem Brioche-Bun samt Speck, Cheddar, rohen Zwiebeln und einem – jetzt kommt’s! – karamellisierten Zwiebel-Confit – gereicht. Dieses köstliche Confit und das Wagyu präsentieren sich als ziemlich beste Freunde, wobei ich mir aber fast sicher bin, dass die Speise auch mit „regulärem“ Fleisch funktionieren würde.
Wer nach seiner Hauptspeise tatsächlich noch Platz im Magen hat, dem seien die Chimichangas ans Herz gelegt. Diese gerollten Tortilla-Fladen werden befüllt mit Banane und Nutella serviert und sind gleichermaßen Geschmacks- wie Kalorienbombe.
Insgesamt verdient die „Burger’s Bar“ ihre immer weiter wachsende Fangemeinde, denn der Zugang, Burger ohne hochpreisiges Chichi, sondern handwerklich tolle „Geräte“ zu einem einladenden Preis anzubieten, wird sich auch weiter durchsetzen. Ganz absichtlich wird hier nicht auf gigantische Fleischbomber, sondern wirklich schön gezimmerte und trotzdem ansehnlich große Burger gesetzt. Aber auch die anderen Speisen können sich sehen und schmecken lassen. Hier wird praktisch alles selber hergestellt und sowohl küchentechnisch als auch im Service läuft alles bestens geölt.
Noch sind Reservierungen kaum nötig, aber das wird sich wohl sehr bald ändern!
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