Wir - ab zum Kurzurlaub ins Waldviertel. Mittag - wo soll's hin? Gschwind ins Handy geschaut, Restauranttester schlägt uns den Bergwirt vor. Also, ab ins Navi geklopft und hin mit uns.
Und bei diesem Lokal tu ich mir wirklich schwer eine vernünftige Bewertung zu schreiben, ...
Großes Landg...Mehr anzeigenWir - ab zum Kurzurlaub ins Waldviertel. Mittag - wo soll's hin? Gschwind ins Handy geschaut, Restauranttester schlägt uns den Bergwirt vor. Also, ab ins Navi geklopft und hin mit uns.
Und bei diesem Lokal tu ich mir wirklich schwer eine vernünftige Bewertung zu schreiben, ...
Großes Landgasthaus, beim Eingang gleich eine Rezeption (hier ist ein kleines Hotel angeschlossen). Wir werden freundlich gegrüßt und marschieren gleich weiter in die Gaststube. "Oje" - dachte ich mir beim eintreten. Ich kann es schwer beschreiben, aber irgendwie dieses Gefühl von der Kombi Raucherbereich, Stammtische und Schank wirkt im ersten Moment einfach nicht einladend. Wir huschten also schnell durch und kamen (ich glaube, durch eine weitere Türe) in einen weiteren Raum (Saal), der ziemlich voll belegt war. Rechterhand ein Salatbuffet (vielleicht für die Hotelmittagsgäste?): Glasschüsseln mit Salatbesteck auf einem Tisch mit weißer Tischdecke - wie soll ich sagen, einfach eben. Und das meine ich nicht negativ: keine topmoderne Glasvitrine, keine Eisunterlage, kein Schnickschnack eben. Nur unterschiedlicher Salat in Schüsseln.
Gleich kam eine wahnsinnig freundliche Kellnerin (ich vermute, es war die Chefin selbst) und zeigte uns die freien Tische im angrenzenden Nebenraum. Und das war wirklich irgendwie lustig. Es gab hier zwischen den Räumen noch eine antiquierte Plastikschiebevorhangvorrichtung - aus den 70ern? So was sieht man hald einfach wirklich nur mehr "am Land". Furchtbar. Dahinter der Raum, wo wir Platz nahmen.
Und jetzt käme eben meine Bewertung zum Ambiente: eigentlich wäre es schrecklich. Es passte irgendwie nichts wirklich zusammen. Unser Raum (vielleicht der Frühstücksbereich) war von Rosa und pastellfarbenen Holzbemalungen dominiert, auf dem Gesims allerlei Pokale und Auszeichnungen, dann noch das eine oder andere Kasterl mit Krimskrams und Herbstdeko, Bilder mit Thema Mohn an den Wänden (jeder kann sich denken, wie rot und rosa zusammenpasst) und auch die anderen Räume wirkten zusammengestoppelt. Das witzige an der Sache ist aber, dass es für mich nicht ungemütlich war. Irgendwie hatte dieses Sammelsurium Charme. Man merkte irgendwie trotzdem, dass hier alles "brav" gemacht wird: weiße tadellose Tischdecken, Blumen darauf (ok - wenn auch in orange - das zu rosa und rot noch dazu!), angezündete Kerzen…
Und warum ich mich eigentlich sehr wohl fühlte, war die herzliche Bedienung, die sich um uns als Gäste wirklich kümmerte und uns umsorgte. Die Chefin war „gschaftig“ unterwegs und wieselte zwischen den Tischen, hatte überall ihre Augen. Der junge Bursche (wahrscheinlich der Lehrling), noch etwas unbeholfen, dafür umso hilfsbereiter und bemüht, auch hier fällt mir der Ausdruck „brav“ ein. Ich bin mir sicher, wären hier Grantscherben unterwegs gewesen, würde meine Bewertung vom Ambiente ganz anders ausfallen. Aber irgendwie hat man hier gemerkt, da sind Leute mit Liebe , wenn auch nicht mit dem besten Geschmack was Einrichtung betrifft ;-) am Werk, die sich wirklich um das Wohl der Gäste sorgen.
Bestellung erfolgte tadellos, Getränke kamen rasch. Wir haben aus der äußerst konfus gestalteten Karte gewählt. Ich hatte eine Fritattensuppe und habe diese aus einer altmodischen Suppentasse mit Genuss gelöffelt. Der Hauptgang war bei mir ein Hirschbrat’l mit Knödl, Saft und Preiselbeeren. Und, auch hier kann ich sagen „brav gekocht!“. Nix modernes, außergewöhnliches dran, kein Schnickschnack, ein einfacher Braten mit pürierter Sauce und gutem Knödel. Optisch keine Augenweide, aber auch nicht lieblos – „brav“ trifft es hier wirklich. Mein Mann hatte das Putenschnitzel in Mohnpanier mit Reis und Zwetschgenröster. Und genau so hat’s geschmeckt. Die Kombination passte gut. Es schmeckte einfach, wir waren satt und fuhren von dannen (gern hätten wir die Nachspeisen probiert, waren aber zu voll in dem Moment). Die Preise waren moderat, die Verabschiedung sehr herzlich.
Würde ich wiederkommen? Mhm … Jein! Zum Mittagessen bei der Durchreise, Ja! Mit der Familie, die gern klassisch ist, Ja! Zum romantischen Dinner zu zweit, nein! Mit Freunden, denen was etwas Besonderes zeigen möchte, nein!
Alles in allem ein „braves“ Restaurant mit „braver“ Küche, wo man getrost etwas Essen kann und soll. Es schmeckt. Für meinen Geschmack könnte ein jugendlicher Touch in allem etwas erfrischend wirken. Aber wer weiß, ob das die Zwettler auch so sehen – so voll wie es war, dürften sie ihren Bergwirten mögen, wie er ist. Vielleicht ist es bei manchen oft besser, zu bleiben, wie man ist, als etwas sein zu wollen, was man nicht kann.
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