Das Arsenal in Wien, ein ehemals militärischer Gebäudekomplex aus der K.u.K.-Zeit, bietet ein wunderschönes Ambiente für ein Lokal wie die Arsenalstuben. Eine altehrwürdige Backstein-Anlage, von den zur damaligen Zeit wohl berühmtesten Architekten Eduard van der Nüll und August Sicard von Sicards...Mehr anzeigenDas Arsenal in Wien, ein ehemals militärischer Gebäudekomplex aus der K.u.K.-Zeit, bietet ein wunderschönes Ambiente für ein Lokal wie die Arsenalstuben. Eine altehrwürdige Backstein-Anlage, von den zur damaligen Zeit wohl berühmtesten Architekten Eduard van der Nüll und August Sicard von Sicardsburg erbaut, das auch das Heeresgeschichtliche Museum beherbergt. Auch die Wiener Staatsoper wurde übrigens von den genannten Architekten erbaut. Vom Stil her könnte das Arsenal, ähnlich wie die Rossauer Kaserne durchaus auch in der Toskana auf einem Weinhügel stehen.
Das Lokal hat einen sehr schönen und vor allem sehr ruhigen Gastgarten im Innenhof der Anlage, der mit altem Baumbestand beschattet wird und befindet sich in der ehemaligen Kommandantur des Arsenals. Vor dem Restaurant gibt es lediglich drei Parkplätze, ein paar weitere Parkgelegenheiten befinden sich vis á vis in der Heeresmuseumstraße.
Das Lokal hat weder Sterne noch Hauben oder sonstige Auszeichnungen und genau in diesem Rahmen wird es von mir bewertet. Hier hat man bodenständige und klassische Wiener Küche zu erwarten, aber auch das eine oder andere Schmankerl. Eines möchte ich gleich vorweg nehmen, ich weiß es aus sehr sicherer Quelle und werde es später noch genauer beschreiben, hier wird fast alles hausgemacht – von den Saucen über die Kräuterbutter bis hin zu den hausgemachten Mehlspeisen.
Beim Eintreten in das Lokal befindet man sich direkt im Raucherbereich vor einer relativ kleinen aber massiven Holzschank und gleichzeitig im ersten Gastraum des Lokals, deren es insgesamt drei gibt. Ja, man merkt einen typischen Selchgeruch im Lokal, der Hintergrund ist jedoch weniger erfreulich gewesen, denn das Lokal brannte durch einen defekten Kachelofen im Februar 2012 fast vollständig aus. Lediglich der dritte Gastraum („Grüner Salon“) blieb unversehrt, der Brandgeruch hat sich aber tief in das hier großzügig verbaute Holz und in die alten Gemäuer „gefressen“. Natürlich ist dieser Geruch im „Grünen Salon“ daher auch am meisten zu merken. Das Innenleben des Restaurants ist ab dem zweiten Gastraum („Roter Salon“) urig, gemütlich und sehr ansprechend. Dunkle Holzvertäfelung, massive Holztische und –stühle, wunderschöne alte Gewölbe bis hin zu kleinen Sitznischen mit Fenster und in jedem Raum ein Kachelofen. Die Lichtverhältnisse sind eher dunkel aber nicht unangenehm und natürlich sehr wetterabhängig, da die Fenster hier ebenfalls historisch und für die Raumhöhe relativ klein sind.
Ein sehr netter und höflicher aus Ungarn stammender Kellner brachte uns nach doch einer gewissen Wartezeit die Speisekarten, die hier absolut ausreichend bis sogar üppig ausfallen. Besonders erwähnen möchte aus der wirklich guten und abwechslungsreichen Standardkarte den „Wildschweinbraten mit Rotkraut und Serviettenknödel“, das „Steirische Krenfleisch“ oder das „Fiakergulasch“ und das „Ausgelöste Backhenderl“. Teilweise sehr überraschende Gerichte für ein Lokal dieses Genres findet man auf der saisonalen Karte und bei den Aktionen – „Hühnerleberspieß mit Speck auf Erdäpfel-Vogerlsalat“, „Filet Mignon mit Lardo überbacken, im Barolo-Saft'l mit sautierten Eierschwammerln und Basmati-Kräuterreis“ oder auch „Filetspitzen vom Rind mit Eierschwammerln à la crème und Duchesse-Erdäpfel“ werden unter Anderem angeboten.
Wir hatten einen Gutschein „Ein kaiserlicher Grillgenuss – mit dem schmackhaften Grillplatten-Menü für 2 Personen statt EUR 45,80 um EUR 19,00“ und meine beste Tochter von allen aß á la carte.
Zweimal die „Grießnockerlsuppe“ (EUR 2,90 bzw. Gutschein) – eine hervorragende und kräftige Tafelspitzsuppe, wo auch noch Fleischfasern in der Suppe und zahlreiche kleine Fettaugen auf der Suppe vorhanden waren, wurde serviert. Das Grießnockerl war natürlich hausgemacht und sehr flaumig – SEHR GUT.
Einmal die „Leberknödelsuppe“ (EUR 2,90 bzw. Gutschein) – die Bouillon, wie bereits beschrieben, in Ergänzung jedoch mit einem hausgemachten, großen und sehr flaumigen Leberknödel, der ein wunderbar harmonisches Knoblaucharoma hatte – SEHR GUT.
Zweimal die „Grillplatte“ bzw. den „Grillteller“ (Gutschein) – das Schweinekotelett (ohne Knochen) war nicht schlecht, aber eher trocken, das Hühnerfilet überraschend saftig und gut, die Rostbratenscheibe geschmacklich sehr gut, aber zu dünn und daher auch völlig durch und nicht mehr zart, die Bauchspeckscheibe von guter Qualität aber etwas „letschert“, das Würstel O.K., ein Frankfurter halt. Die Pommes waren knusprig und innen soft, gut abgetropft und daher nicht fettig. Die hausgemachte Cocktailsauce, man sah es auch noch am „schlechten Verrühren“ des Rahmes, war gut und cremig und nicht mit Mayonnaise erschlagen. Die hausgemachte Kräuterbutter war ausgezeichnet und schmeckte sehr intensiv nach frischem Thymian und Rosmarin (keine getrockneten Kräuter) – in Summe ein verdientes GUT.
Einmal das „Rindsgulasch mit Serviettenknödel“ (EUR 8,20) – ein kräftiges, wunderbar sämig eingekochtes Gulasch mit dunklem Saft und sehr zartem, nicht fettem Fleisch wurde serviert. Zwei Scheiben eines sehr guten und flaumigen Serviettenknödel gab es als Beilage noch dazu – SEHR GUT.
Zweimal die „Nougatknödel auf Beerenragout“ (EUR 5,70 bzw. Gutschein) – die Knöderl bestanden aus sehr luftigem und hausgemachtem Topfenteig, gefüllt mit einer Lindt-Kugel, die einfach ein Nougattraum ist. Das kalt servierte Beerenragout war O.K., aber ein TK-Produkt, man bietet diese Nachspeise aber ganzjährig an – in Summe trotzdem ein SEHR GUT. Ein sehr guter doppelter Espresso (EUR 3,20) sowie ein fruchtig milder Birnenbrand (EUR 2,90 für 0,2l) rundeten den lukullischen Genuss ab.
Summa summarum gibt es für alle Speisen in diesem Rahmen und auf diesem Niveau ein braves SEHR GUT, mit Luft nach oben. Das Bierangebot vom Fass ist recht gut und bietet neben dem Hirter, Puntigamer und einem Schnitt auch noch das Starobrno (EUR 2,90 das Seidel, EUR 3,60 das Krügel). Gut gekühlt und bestens gezapft war das Hirter in jedem Fall.
Das Ambiente ist absolut stimmig, urig und sehr originell. Wir fühlten uns in diesem Lokal sehr wohl und man kann sich gut vorstellen, dort auch einmal „picken“ zu bleiben. Die Sanitäranlagen sind ebenfalls sehr originell und auch sehr gepflegt, wiewohl aber eher klein dimensioniert. Blumen und Accessoires da und dort, trotzdem aber nicht überladen und mit viel Liebe zum Detail. In Summe ein glattes und sehr gutes GUT, da manche Stühle leider schon etwas wackeln, viel zu wenig Sitzpolster vorhanden sind und vielleicht mancher Gast sich am Selchgeruch, der sich mit Sicherheit noch länger halten wird, stören wird. Außerdem hinkt der erste Gastraum dem restlichen Ambiente etwas hinterher.
Der Service war schon bei der telefonischen Reservierung wirklich nett und flexibel - wir haben unsere Reservierung später noch völlig unproblematisch zeitlich um eine Stunde vorverlegt. Den ganzen Besuch über war man sehr nett, korrekt und höflich, zu jeder Zeit auch auskunftsfreudig, aber es gab manchmal zwischendurch schon Wartezeiten, bis sich der Kellner wieder blicken ließ. In Summe aber ein GUT.
Fazit: wer bodenständige, geradlinige und grundehrliche Wirtshaus- oder Hausmannskost schätzt, ist hier sicher gut aufgehoben. Derzeit bewirbt man auch ein Spanferkelessen mit warmem Krautsalat und Knödel zu EUR 12,00 pro Person. Die saisonalen Angebote haben durchaus Potential und klingen verlockend. Die Portionen sind sehr groß und die Preise hierfür völlig angemessen und moderat. Auch Frühstück oder ein Mittagsbuffet um sensationelle EUR 6,90 werden angeboten. Raucher sind hier sehr willkommen und gern gesehene Gäste. Gutscheinkunden werden hier nicht „schief“ angeschaut oder stiefmütterlich behandelt, und man erfüllt den angebotenen Deal ohne Abstriche – so gewinnt man Gäste, so macht eine Gutscheinaktion Sinn. Wir kommen sicher wieder, und ich empfehle das Lokal mit gutem Gewissen. Die Internetseite ist übrigens sehr informativ und man kann sich die Speisekarten bequem auf den PC laden. Öffentlich ist das Lokal sehr gut zu erreichen (Straßenbahn Linie 18 oder Südbahnhof und zu Fuß durch den Schweizergarten).
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Liebe Arsenalstuben, ich danke Ihnen sehr für das Feedback. Ob ich noch ein mal bei Ihnen essen werden, weiß ich nicht, da ich nicht oft in der Gegend bin. Aber ich freue mich wirklich über ihre Antwort. Liebe Grüße